Buch I, 9
[9] Iam res Romana adeo erat ualida ut cuilibet finitimarum civitatum bello par esset; sed penuria mulierum hominis aetatem duratura magnitudo erat, quippe quibus nec domi spes prolis nec cum finitimis conubia essent. Tum ex consilio patrum Romulus legatos circa vicinas gentes misit qui societatem conubiumque novo populo peterent: urbes quoque, ut cetera, ex infimo nasci; dein, quas sua virtus ac di iuvent, magnas opes sibi magnumque nomen facere; satis scire, origini Romanae et deos adfuisse et non defuturam virtutem; proinde ne gravarentur homines cum hominibus sanguinem ac genus miscere. Nusquam benigne legatio audita est: adeo simul spernebant, simul tantam in medio crescentem molem sibi ac posteris suis metuebant. Ac plerisque rogitantibus dimissi ecquod feminis quoque asylum aperuissent; id enim demum compar conubium fore. Aegre id Romana pubes passa et haud dubie ad vim spectare res coepit. Cui tempus locumque aptum ut daret Romulus aegritudinem animi dissimulans ludos ex industria parat Neptuno equestri sollemnes; Consualia vocat. Indici deinde finitimis spectaculum iubet; quantoque apparatu tum sciebant aut poterant, concelebrant ut rem claram exspectatamque facerent.
Der römische Staat war schon so gefestigt, dass er jedem der benachbarten Völker im Kriege gleichgekommen wäre; aber wegen des Mangels an Frauen würde diese Größe nur ein Menschenleben lang andauern, da sie ja weder auf Nachkommenschaft zuhause hoffen konnten, noch Verbindungen mit den Nachbarvölkern eingingen. Daraufhin schickte Romulus auf Beschluss der Väter Legaten zu den Nachbarvölkern, die ein Bündnis und Eheschließungen für neues Volk ersuchen sollten: Städte entstünden, wie auch die übrigen Dinge, von klein auf; weiterhin würden sie großen Reichtum und einen großen Namen erwerben, weil ihre Tugend und ihre Götter dabei behilflich seien; man wüsste zur Genüge, dass sowohl die Götter bei der Entstehung Roms geholfen hätten und dass es an Tugend nicht fehlen würde; deshalb mögen die Menschen nicht zögern, Blut und Geschlecht mit anderen Menschen zu vermischen. Nirgends wurde die Gesandtschaft wohlwollend angehört: so sehr verachteten sie sie einerseits und fürchteten diese so große, in ihrer Mitte erwachsende Macht ihretwegen und wegen ihrer Nachkommen. Und von den meisten Fragestellern wurden sie weggeschickt, ob sie wohl den Frauen auch Asyl gewähren würden; das wäre nämlich dann schließlich eine ausgeglichene Verbindung. Die römischen Männer nahmen ihnen das übel und die Sache begann zweifellos, sich zur Gewalt zu neigen. Um dieser Gewalt eine geeignete Gelegenheit und einen geeigneten Ort zu verschaffen, verbarg Romulus seine Wut und ließ fleißig feierliche Spiele für den Reiter Neptun vorbereiten; die Konsualien riefen. Er befahl, den Nachbarn das Spektakel anzukündigen; und sie betrieben dies mit so großem Aufwand, wie sie nur kannten und konnten, um die Sache großartig und eindrucksvoll zu machen.
Multi mortales conuenere, studio etiam videndae novae urbis, maxime proximi quique, Caeninenses, Crustumini, Antemnates; iam Sabinorum omnis multitudo cum liberis ac coniugibus venit. Inuitati hospitaliter per domos cum situm moeniaque et frequentem tectis urbem vidissent, mirantur tam breui rem Romanam crevisse. Vbi spectaculi tempus venit deditaeque eo mentes cum oculis erant, tum ex composito orta vis signoque dato iuventus Romana ad rapiendas virgines discurrit. Magna pars forte in quem quaeque inciderat raptae: quasdam forma excellentes, primoribus patrum destinatas, ex plebe homines quibus datum negotium erat domos deferebant. Vnam longe ante alias specie ac pulchritudine insignem a globo Thalassi cuiusdam raptam ferunt multisque sciscitantibus cuinam eam ferrent, identidem ne quis violaret Thalassio ferri clamitatum; inde nuptialem hanc vocem factam.
Viele Menschen kamen zusammen, auch aus Eifer, die neue Stadt zu sehen, und vor allem die Nachbarn, die Caeninenser, Crustuminer und Antemnaten; und es kam die ganze Menge der Sabiner mit ihren Kindern und Frauen. Als die Eingeladenen freundlich in den Häusern aufgenommen worden waren und die Gegend und die Stadtmauern und die stark besuchte Stadt gesehen hatten, wunderten sie sich, in wie kurzer Zeit Rom gewachsen war. Als die Zeit für das Spektakel kam und sie mit dem Betrachten beschäftigt waren, da entbrach die organisierte Gewalt und als das Zeichen gegeben wurde, rannte die römische Jugend los, um die Jungfrauen zu rauben. Ein großer Teil wurde völlig zufällig, wem auch immer sie in die Hände fiel, geraubt; einige, die wegen ihrer Schönheit herausragten und für die obersten der Väter vorgesehen waren, trugen die Menschen, die damit beauftragt worden waren, in die Häuser. Eine von ihnen, die an Körperform und Schönheit allen anderen weit überlegen war, soll aus der Clique eines gewissen Thalassius geraubt worden sein und als sich viele erkundigten, wem sie jene bringen würden, soll man wiederholt ausgerufen haben, man bringe sie dem Thalassius; daher hat die Hochzeit ihren Namen.
Turbato per metum ludicro maesti parentes virginum profugiunt, incusantes violati hospitii foedus deumque invocantes cuius ad sollemne ludosque per fas ac fidem decepti venissent. Nec raptis aut spes de se melior aut indignatio est minor. Sed ipse Romulus circumibat docebatque patrum id superbia factum qui conubium finitimis negassent; illas tamen in matrimonio, in societate fortunarum omnium civitatisque et quo nihil carius humano generi sit liberum fore; mollirent modo iras et, quibus fors corpora dedisset, darent animos; saepe ex iniuria postmodum gratiam ortam; eoque melioribus usuras viris quod adnisurus pro se quisque sit ut, cum suam vicem functus officio sit, parentium etiam patriaeque expleat desiderium. Accedebant blanditiae virorum, factum purgantium cupiditate atque amore, quae maxime ad muliebre ingenium efficaces preces sunt.
Als das Schauspiel voll Furcht ins Chaos gestürzt worden war, flohen die traurigen Eltern dieser Jungfrauen, beschuldigten die Römer wegen der Verletzung des Gastrechts und riefen den Gott an, zu dessen Feier und Spielen sie im göttlichen Recht und ihrer Treue getäuscht gekommen waren. Und bei den Geraubten war weder die Hoffnung für sie selbst besser, noch der Unmut geringer. Aber Romulus selbst ging umher und erklärte, dass dies durch den Hochmut der Väter geschehen war, die den Nachbarn den Ehebund verwehrt hatten; die Frauen würden dennoch in der Gemeinschaft aller Güter und der Stadtzugehörigkeit und dessen, was das Teuerste für das Menschengeschlecht sei, der Kinder, verheiratet; bald sollten sie ihren Zorn besänftigen und jenen ihre Seelesschenken, denen das Schicksal schon ihre Körper geschenkt hatte; oft sei aus dem Unrecht schließlich Dankbarkeit entstanden; und sie sollten sich dadurch an den guten Männern erfreuen, dass ein jeder von ihnen sich um sie bemühen werde, die Sehnsucht nach Vätern und Vaterland zu stillen, indem sie ihre Aufgabe ihrerseits ausführten. Dazu kamen die Schmeicheleien der Männer, die heilsamen Taten der Begierde und Liebe, die das weibliche Herz am erfolgreichsten umschmeicheln.
Buch I, 10
[10] Iam admodum mitigati animi raptis erant; at raptarum parentes tum maxime sordida ueste lacrimisque et querellis civitates concitabant. Nec domi tantum indignationes continebant sed congregabantur undique ad T. Tatium regem Sabinorum, et legationes eo quod maximum Tati nomen in iis regionibus erat conveniebant. Caeninenses Crustuminique et Antemnates erant ad quos eius iniuriae pars pertinebat. Lente agere his Tatius Sabinique visi sunt: ipsi inter se tres populi communiter bellum parant. Ne Crustumini quidem atque Antemnates pro ardore iraque Caeninensium satis se impigre movent; ita per se ipsum nomen Caeninum in agrum Romanum impetum facit. Sed effuse uastantibus fit obuius cum exercitu Romulus levique certamine docet uanam sine viribus iram esse. Exercitum fundit fugatque, fusum persequitur: regem in proelio obtruncat et spoliat: duce hostium occiso urbem primo impetu capit. Inde exercitu victore reducto, ipse cum factis vir magnificus tum factorum ostentator haud minor, spolia ducis hostium caesi suspensa fabricato ad id apte ferculo gerens in Capitolium escendit; ibique ea cum ad quercum pastoribus sacram deposuisset, simul cum dono designavit templo Iovis fines cognomenque addidit deo: „Iuppiter Feretri“ inquit, „haec tibi victor Romulus rex regia arma fero, templumque his regionibus quas modo animo metatus sum dedico, sedem opimis spoliis quae regibus ducibusque hostium caesis me auctorem sequentes posteri ferent.“ Haec templi est origo quod primum omnium Romae sacratum est. Ita deinde dis visum nec inritam conditoris templi vocem esse qua laturos eo spolia posteros nuncupavit nec multitudine compotum eius doni volgari laudem. Bina postea, inter tot annos, tot bella, opima parta sunt spolia: adeo rara eius fortuna decoris fuit.
Schon waren die Seelen der Geraubten milde gestimmt; aber die Eltern der Geraubten trugen Klagegewänder und riefen unter Tränen und Klagen die Nachbarstämme zusammen. Sie blieben mit ihrem Zorn nicht zuhause, sondern versammelten sich von überall her bei Titus Tatius, dem König der Sabiner, und Gesandtschaften kamen dort zusammen, weil Tatius‘ Name in dieser Gegend der berühmteste war. Die Caeninenser, Crustuminer und Antemnaten waren unter denen, die von einem Teil des Unrechts betroffen waren. Tatius und die Sabiner schienen ihnen zu langsam zu handeln: für sich selbst bereiteten die drei Völker gemeinsam den Krieg vor. Nicht einmal die Crustuminer und Antemnaten bewegten sich angesichts des Zorns und der Wut der Caeninenser halbwegs eilig; so führten die Caeninenser für sich selbst einen Angriff auf das römische Land durch. Aber den weit umher Wütenden stellte sich Romulus mit einem Heer entgegen und lehrte sie in einer leichten Schlacht, dass ihr Zorn ohne Kräfte nutzlos war. Er weichte ihr Heer auf und schlug es in die Flucht, verfolgte es, als es schon zerfloss; den König köpfte er im Kampfe und beraubte ihn; als der Führer der Feinde getötet war, nahm er die Stadt im ersten Anlauf. Und als das Heer vom Sieger zurückgeführt worden war, bestieg der Mann, der sowohl durch Taten wunderbar war, als auch nichtsdestoweniger einer, der seine Taten zeigte, das Capitol und brachte die Beute, die er von dem getöteten Führer der Feinde genommen hatte, auf einem geeignet angefertigten Tragegestell dorthin; und als er sie dort bei der Eiche, die den Hirten heilig ist, abgelegt hatte, weihte er diesen Ort zugleich mit einem Opfer zum Tempel Juppiters und gab dem Gott einen neuen Beinamen: „Juppiter Feretrius“, sagte er, „diese königlichen Waffen bringe ich, der Sieger Romulus, der König, dir, und an diesem Ort, den ich im Geiste zugemessen habe, weihe ich dir einen Tempel, einen Platz für die besten Beutestücke, welche die Nachkommen, die mir als ihrem Urvater folgen werden, dir von Königen und getöteten Führern der Feinde bringen werden.“ Dies ist der Ursprung dieses Tempels, dass er als erster von allen in Rom geweiht wurde. So schien es dann den Göttern gut, dass die Stimme des Gründers dieses Tempels nicht falsch sei, welche doch ankündigte, dass ihre Nachkommen dort Beute hinbringen würden, aber der Ruhm dieser Gabe kam nicht durch die Menge der Teilhaftigen jedem zu. Nur zweimal wurde danach, in sovielen Jahren, so vielen Kriegen, eine so fette Beute hervorgebracht: so selten war das Glück dieses Ruhms.
Buch I, 11
[11] Dum ea ibi Romani gerunt, Antemnatium exercitus per occasionem ac solitudinem hostiliter in fines Romanos incursionem facit. Raptim et ad hos Romana legio ducta palatos in agris oppressit. Fusi igitur primo impetu et clamore hostes, oppidum captum; duplicique victoria ouantem Romulum Hersilia coniunx precibus raptarum fatigata orat ut parentibus earum det veniam et in civitatem accipiat: ita rem coalescere concordia posse. Facile impetratum. Inde contra Crustuminos profectus bellum inferentes. Ibi minus etiam quod alienis cladibus ceciderant animi certaminis fuit. Vtroque coloniae missae: plures inventi qui propter ubertatem terrae in Crustuminum nomina darent. Et Romam inde frequenter migratum est, a parentibus maxime ac propinquis raptarum.
Während die Römer dies dort taten, machte das Heer der Antemnaten aufgrund der Gelegenheit und Menschenleere einen feindseligen Einfall in die römischen Grenzen. Heimlich wurde eine römische Legion zu ihnen geführt, die dort feststeckten, und besiegte sie im Feld. Die Feinde wurden vom ersten Angriff und Geschrei aufgemischt, die Stadt eingenommen; den Romulus, der sich mit zweierlei Sieg rühmte, bat seine Frau Hersilia, von den Bitten der Geraubten erschöpft, dass er deren Eltern Gnade schenke und sie in der Stadt empfinge: so könne der Staat in Eintracht zusammenwachsen. Das wurde leicht erreicht. Daraufhin brach man gegen die Krieg bringenden Crustominer auf. Dort gab es weniger Kampfhandlungen, weil ihr Mut unter den anderen Niederlagen gelitten hatte. An beiden Orten wurden Kolonien gegründet: es wurden mehr gefunden, die sich wegen der Fruchtbarkeit des Bodens für Crustumium anmeldeten. Und deswegen wurde Rom immer weiter vergrößert, vor allem von den Eltern und Verwandten der Geraubten.
Nouissimum ab Sabinis bellum ortum multoque id maximum fuit; nihil enim per iram aut cupiditatem actum est, nec ostenderunt bellum prius quam intulerunt. Consilio etiam additus dolus. Sp. Tarpeius Romanae praeerat arci. Huius filiam virginem auro corrumpit Tatius ut armatos in arcem accipiat; aquam forte ea tum sacris extra moenia petitum ierat. Accepti obrutam armis necavere, seu ut vi capta potius arx videretur seu prodendi exempli causa ne quid usquam fidum proditori esset. Additur fabula, quod volgo Sabini aureas armillas magni ponderis brachio laevo gemmatosque magna specie anulos habuerint, pepigisse eam quod in sinistris manibus haberent; eo scuta illi pro aureis donis congesta. Sunt qui eam ex pacto tradendi quod in sinistris manibus esset derecto arma petisse dicant et fraude visam agere sua ipsam peremptam mercede.
Der letzte Krieg drohte von den Sabinern und das war um Weiten der größte; denn er wurde nicht durch Zorn oder Begierde geführt, und sie zeigten den Krieg nicht eher, als dass sie ihn begannen. Dem Plan wurde auch noch List hinzugefügt. Spurius Tarpieus stand dem römischen Heer vor. Tatius bestach dessen jungfräuliche Tochter mit Geld, damit sie die bewaffneten in die Burg einlasse; sie war da gerade außerhalb der Mauern Wasser für den Opferdienst holen gegangen. Als sie eingelassen worden waren, töteten sie sie, begraben unter Waffen, entweder damit es schiene, als hätten sie die Burg eher mit Gewalt eingenommen, oder um ein Exempel zu statuieren, dass man einem Verräter niemals trauen darf. Dazu kommt eine Geschichte, dass die Sabiner offen goldene Armbänder von großem Gewicht an der linken Hand und mit großen Edelsteinen verzierte Ringe hatten, und sie habe das gefordert, was sie in der linken Hand hielten; dadurch seien auf ihr die Schilde anstatt der goldenen Geschenke aufgetürmt worden. Es gibt Leute, die sagen, sie habe gemäß der geschlossenen Verabredung gefordert, was sie in der linken Hand hielten, und weil sie gewirkt habe, als handle sie mit Hinterlist, sei sie durch ihren Lohn umgebracht worden.
Buch I, 12
[12] Tenuere tamen arcem Sabini; atque inde postero die, cum Romanus exercitus instructus quod inter Palatinum Capitolinumque collem campi est complesset, non prius descenderunt in aequum quam ira et cupiditate reciperandae arcis stimulante animos in adversum Romani subiere. Principes utrimque pugnam ciebant ab Sabinis Mettius Curtius, ab Romanis Hostius Hostilius. Hic rem Romanam iniquo loco ad prima signa animo atque audacia sustinebat. Vt Hostius cecidit, confestim Romana inclinatur acies fusaque est. Ad veterem portam Palati Romulus et ipse turba fugientium actus, arma ad caelum tollens, „Iuppiter, tuis“ inquit „iussus auibus hic in Palatio prima urbi fundamenta ieci. Arcem iam scelere emptam Sabini habent; inde huc armati superata media valle tendunt; at tu, pater deum hominumque, hinc saltem arce hostes; deme terrorem Romanis fugamque foedam siste. Hic ego tibi templum Statori Iovi, quod monumentum sit posteris tua praesenti ope seruatam urbem esse, voveo.“ Haec precatus, ueluti sensisset auditas preces, „Hinc“ inquit, „Romani, Iuppiter optimus maximus resistere atque iterare pugnam iubet.“ Restitere Romani tamquam caelesti voce iussi: ipse ad primores Romulus provolat. Mettius Curtius ab Sabinis princeps ab arce decucurrerat et effusos egerat Romanos toto quantum foro spatium est. Nec procul iam a porta Palati erat, clamitans: „Vicimus perfidos hospites, imbelles hostes; iam sciunt longe aliud esse virgines rapere, aliud pugnare cum viris.“ In eum haec gloriantem cum globo ferocissimorum iuvenum Romulus impetum facit. Ex equo tum forte Mettius pugnabat; eo pelli facilius fuit.
Die Sabiner hielten jedenfalls die Burg besetzt; aber am nächsten Tag, als das römische Heer aufgestellt worden war und sich zwischen dem palatinischen und capitolinischen Hügel auf dem Feld aufgestellt hatte, da kamen sie nicht früher herunter in die Ebene, als die Römer durch Zorn und Begierde, die Burg zurückzuerobern, die die Seelen erregten, sich von der anderen Seite näherten. Die Fürsten von beiden Seiten begannen den Kampf, auf Seiten der Sabiner Mettius Curtius, auf Seiten der Römer Hostius Hostilius. Dieser rettete den römischen Staat in dieser ungünstigen Lage in der ersten Schlachtreihe durch Mut und Kühnheit. Sobald Hostius gefallen war, wurde das römische Heer augenblicklich geschlagen und niedergestreckt. Zur alten Tür am Palatin wurde Romulus und die Schar der Flüchtenden getrieben, wo er die Waffen zum Himmel erhob und sprach: „Iuppiter! Ich habe hier, am Palatin, auf Befehl deiner Vögel die ersten Fundamente der Stadt gelegt. Die Sabiner haben bereits durch ihr Verbrechen die Burg besetzt; nun streben sie bewaffnet mitten durch das eroberte Tal; aber du, Vater der Götter und der Menschen, halte die Feinde wenigstens von der Burg ab; nimm den Römern ihre Furcht und bremse ihre schimpfliche Flucht. Ich weihe dir hier einen Tempel des Beschützenden Iuppiters, der ein Mahnmahl für die Nachkommen sein soll, dass unter deiner schützenden Macht die Stadt gerettet wurde.“ Als er so gebeten hatte, sprach er, als wenn er gespürt hätte, dass die Bitten erhört wurden: „Hier, ihr Römer, befiehlt der größte, mächtigste Iuppiter Widerstand zu leisten und den Kampf fortzusetzen!“ Die Römer leisteten Widerstand, als sei es ihnen von einer göttlichen Stimme befohlen worden: Romulus selbst stürmte in der ersten Reihe voran. Mettius Curtius, der Führer der Sabiner, war von der Burg herab gestürmt und hatte die versprengten Römer so weit herum getrieben, wie in dem Gebiet Platz war. Er war schon nicht mehr weit vom palatinischen Tor entfernt, da rief er: „Wir haben die hinterlistigen Feinde besiegt, die feigen Feinde; sie wissen schon, dass es etwas anderes ist, Jungfrauen zu rauben, als gegen Männer Krieg zu führen.“ Romulus unternahm einen Ansturm mit einer Schar der wildesten jungen Männer gegen diesen Mann, der sich so rühmte. Zu Pferde kämpfte da gerade der Mettius; dadurch konnte er umso leichter niedergeschlagen werden.
Pulsum Romani persequuntur; et alia Romana acies, audacia regis accensa, fundit Sabinos. Mettius in paludem sese strepitu sequentium trepidante equo coniecit; averteratque ea res etiam Sabinos tanti periculo viri. Et ille quidem adnuentibus ac vocantibus suis favore multorum addito animo evadit: Romani Sabinique in media conualle duorum montium redintegrant proelium; sed res Romana erat superior.
Die Römer verfolgten den Niedergeschlagenen; und ein anderer römischer Heerverband, entzündet durch die Kühnheit ihres Königs, zerstreute die Sabiner. Mettius wurde, als sein Pferd vor dem Geschrei der Verfolger sich aufbäumte, in einen Sumpf getrieben; diese Begebenheit trieb die Sabiner – weil ein so großer Mann in Gefahr war – zurück. Jener aber entging diesem, weil seine Leute ihm zuriefen und Mut machten und weil sein Mut durch die Gunst der vielen Leute wieder wuchs. Römer und Sabiner begannen den Kampf mitten in einem Tal zwischen zwei Bergen von neuem; aber die römische Sache war die stärkere.
Buch I, 13
[13] Tum Sabinae mulieres, quarum ex iniuria bellum ortum erat, crinibus passis scissaque ueste, victo malis muliebri pavore, ausae se inter tela volantia inferre, ex transuerso impetu facto dirimere infestas acies, dirimere iras, hinc patres, hinc viros orantes, ne sanguine se nefando soceri generique respergerent, ne parricidio macularent partus suos, nepotum illi, hi liberum progeniem. „Si adfinitatis inter vos, si conubii piget, in nos vertite iras; nos causa belli, nos volnerum ac caedium viris ac parentibus sumus; melius peribimus quam sine alteris uestrum viduae aut orbae uiuemus.“ movet res cum multitudinem tum duces; silentium et repentina fit quies; inde ad foedus faciendum duces prodeunt. Nec pacem modo sed civitatem unam ex duabus faciunt. Regnum consociant: imperium omne conferunt Romam. Ita geminata urbe ut Sabinis tamen aliquid daretur Quirites a Curibus appellati. Monumentum eius pugnae ubi primum ex profunda emersus palude equus Curtium in vado statuit, Curtium lacum appellarunt.
Daraufhin wagten es die sabinischen Frauen – denn um das Unrecht, das man ihnen angetan hatte, hatte der Krieg begonnen – mit gelöstem Haar und zerrissenen Gewändern, nachdem sie ihre damenhafte Angst vor den Übeln besiegt hatten, sich zwischen die geschwungenen Waffen zu werfen, die feindlichen Heere wie in einem Angriff voneinander zu trennen, den Zorn zu bändigen, und auf der einen Seite ihre Väter und auf der anderen Seite ihre Männer zu bitten, nicht frevlerisch mit dem Blut eines Schwiegervaters oder eines Schwiegersohns zu bespritzen, ihre Enkel oder ihre Kinder nicht mit dem Mord an ihren Verwandten zu beflecken. „Wenn ihr über eure Verwandschaft oder über eure Heirat erzürnt seid, wendet euren Zorn gegen uns; wir sind der Grund des Krieges, wir sind der Grund für die Wunden und die Morde an unseren Männern und Vätern; lieber werden wir sterben, als ohne einen von euch beiden als Witwen und Waisen zu leben.“ Dies bewegte sowohl die Massen als auch die Anführer; wiederum kam Stille und Ruhe auf; die Führer gingen daraufhin daran, einen Friedensvertrag zu schließen. Aber sie schlossen nicht nur Frieden, sondern machten sogar aus den beiden Städten eine einzige. Sie vereinten auch die Herrschaft: sie versammelten die komplette Befehlsgewalt in Rom. Damit den Sabinern dennoch nach der Stadtverdopplung irgendetwas zugestanden werde, wurden sie nach der Stadt Cures „Quiriten“ genannt. Als Andenken an jene Schlacht wurde die Stelle, wo das Pferd des Curtius aus dem tiefen Sumpf ins seichte Wasser aufgestiegen war, als „curtischer Graben“ bezeichnet.
Ex bello tam tristi laeta repente pax cariores Sabinas viris ac parentibus et ante omnes Romulo ipsi fecit. Itaque cum populum in curias triginta divideret, nomina earum curiis imposuit. Id non traditur, cum haud dubie aliquanto numerus maior hoc mulierum fuerit, aetate an dignitatibus suis virorumue an sorte lectae sint, quae nomina curiis darent. Eodem tempore et centuriae tres equitum conscriptae sunt. Ramnenses ab Romulo, ab T. Tatio Titienses appellati: Lucerum nominis et originis causa incerta est. Inde non modo commune sed concors etiam regnum duobus regibus fuit.
Aus einem so traurigen Krieg heraus machte der glückliche Frieden die Sabinerinnen ihren Männern und Vätern und vor allem dem Romulus selbst noch teurer. Als er das Volk in dreißig Kurien aufteilte, gab er diesen Kurien die Namen dieser Frauen. Obwohl zweifellos die Zahl der Frauen deutlich größer gewesen ist, ist nicht überliefert, ob nach Alter oder ihrem oder ihrer Männer Stand oder durch Zufall ausgewählt wurde, welche von ihnen den Kurien ihren Namen gaben. Zur selben Zeit wurden auch drei Reiterzenturien aufgestellt. Die Ramnenser wurden nach Romulus, die Titienser nach Titus Tacius benannt: der Grund für die Entstehung und den Namen der Lucerer ist unsicher. Daher war die Herrschaft der beiden Könige nicht nur gemeinschaftlich, sondern sogar einträchtig.