Was machst du hier eigentlich?

Zu den elementaren Fragen, die man eigentlich jedes Mal zu hören bekommt, wenn man jemand Neuen im Uni-Kontext kennenlernt, gehört: Und, was studierst du hier so?

Kennt man ja: Aufstieg und Niedergang
Kennt man ja: Aufstieg und Niedergang. Literaturbeispiel zum „Fall of Rome“-Seminar, aus Ward-Perkins: Fall of Rome and the End of a Civilization.

Gute Frage. Zunächst: „Classics“ hat, entgegen volksetymologischer Intuitionen, nichts mit Musik zu tun. Und nichts mit Theater. „Classics“ in Großbritannien ist aber auch nicht das, was „Latein“ oder „Latein und Altgriechisch“ auf dem Kontinent ist. Es ist auch nicht „Alte Geschichte“. Am ehesten kann man es vielleicht mit „Altertumswissenschaften“ fassen, aber auch das bleibt wackelig. „Classics“ ist hier im Kern alles, was mit der Antike zu tun hat. Da ich ein Masterprogramm absolviere, habe ich dabei eine relativ freie Wahl, wie ich mich spezialisiere (oder auch nicht) und ob ich mich mit Homer, retro-attischen Fischgedichten, den archäologischen Überresten eisenzeitlicher Kuhherden, dem Fall des römischen Imperiums oder byzantinischer Kunstgeschichte beschäftigen will.

anki
Darf nie fehlen: Vokabeltrainer „Anki“, Stand 28.09.

Dabei ist man schnell überrascht, wie viel Arbeit das alles macht. Großbritanniens Bildungssystem funktioniert insgesamt etwas anders als das, was man aus Deutschland gewöhnt ist. Hier macht buchstäblich jeder einen Bachelor-Abschluss; nicht zur Uni zu gehen ist „nicht schick“. Dadurch gibt es unfassbar viele Universitäten, unfassbar viele Studenten und unfassbar viele Leute, die nur studieren, weil sie was studiert haben müssen. (Das ist übrigens auch der Grund, warum die Briten so verrückt auf die „guten Namen“ der Universitäten und auf Rankings sind – wenn jeder Gartenzwerg einen Uni-Abschluss hat, muss man weitere Selektionskriterien konstruieren…) Das hat verschiedene Effekte; einer ist, dass Undergraduate-Studenten (im Allgemeinen ist Undergraduate = Bachelor) nicht so richtig ernst genommen werden, und die das Studium auch nicht so richtig ernst nehmen, und darum in erster Linie das Nachtleben studiert wird. Das wiederum hat zur Folge, dass die Leute teilweise etwas dürftig ausgebildet in einen Master- oder PhD-Studiengang kommen, und darum werden dort dann die Zügel vergleichsweise ziemlich angezogen. Freilich kann man auch im Master-Studiengang mit moderatem Aufwand durchkommen, wenn man sich seine Kurse taktisch klug aussucht. Beim PhD sieht das natürlich situationsbedingt anders aus (es sei denn, man macht den „Guttenberg“).

Und was mache ich hier nun eigentlich? Altgriechisch, den Fall Roms und einen Methodenkurs. Achso, und ein Fischgedicht.

Ein Kommentar

  1. Pit vermutet, Deine Affinitaet zu Fischgedichten erklaert durch Deine Wurzeln an der Nordsee. Ich aber dachte, es ist nur ein Tippfehler und es ginge um ….Fischgerichte.

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