Niobe, die mit einem thebanischen König verheiratet war, hatte sieben Söhne und sieben Töchter. Vierzehn Kinder klingen heute völlig irre, aber auch damals waren das ziemlich viele. Entsprechend war Niobe total stolz darauf und wie das in den Mythen meistens so ist, wurde sie etwas übermütig. Wahrscheinlich war sie auch etwas durch den Wind – wer zwei Kinder großgezogen hat, kann sich vermutlich vorstellen, wie sich jemand mit vierzehn solchen Quälgeistern fühlt – und beschloss in einem Anflug von königlichem Blödsinn, dass Götter, die weniger Kinder hätten als sie, in ihrer Stadt eigentlich nicht mehr verehrt werden bräuchten.
Dummerweise war nun die Stadtgöttin von Theben eine gewisse Titanin namens Leto, die nur zwei Kinder hatte, nämlich Apoll und Artemis. Und wie Götter in der Antike so waren, war Leto ziemlich beleidigt, als die Thebaner sie nicht mehr anbeten durften (oder wollten, das weiß man nicht so genau). Nun war Leto eine ziemlich manipulative Mutter, die ihre Probleme nicht selber lösen, sondern lieber ihre Kinder schicken wollte. Jedenfalls schickte die beleidigte Leto ihre beiden Kinder mit Pfeil und Bogen auf die Erde runter und sagte sinngemäß zu ihnen: „Schaut mal, was ihr da machen könnt.“
Apoll und Artemis waren zwar nicht die hellsten Götter der Welt, aber den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden sie. Ein paar Minuten später waren sämtliche Kinder Niobes tot.
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